Das Konzertzyklus Im Spiegel wurde als eine Widmung an die Jubiläen zweier zeitgenössischen Komponisten entwickelt: Valentyn Sylvestrov und Alfons Karl Zwicker. Ihre Werke sind, trotz grundlegender Unterschiede in ihren künstlerischen Stilen, nicht nur gemeinsam in den allgemeinen historischen Kontext der Epoche eingebettet, sondern teilen auch gemeinsame musikalische Ursprünge, durch die sie uns das Phänomen der «neuen» zeitgenössischen Musik näherbringen.
Konzert Kitsch-Musik – 7.05.22, Lokremise St. Gallen / Komponist Valentyn Sylvestrov
Im ersten Konzert erklingt Musik von Valentyn Sylvestrov aus den 70er Jahren, der wichtigsten Periode für das Verständnis seines Werks, gespielt von dem brillanten ukrainischen Pianisten Antonii Baryshevskyi, der dem St. Galler Publikum bereits durch seinen Auftritt in der Tonhalle 2018 bekannt ist.
Das ironisch betitelte Stück «Kitsch-Musik» aus dem Jahr 1977 ist eine Art Manifest, mit dem Sylvestrov seinen «Bruch» mit der «avantgardistischen» Vergangenheit verkündet.
Die Musik von zwei weiteren Kiewer Komponisten, Viktoria Poleva und Svyatoslav Lunyov, wird ebenfalls aufgeführt. Lunyovs Zyklus trägt den Titel “Mardongi”, und jedes Stück bezieht sich auf einen anderen Komponisten oder eine andere Kompositionsschule. Für Lunyov ist sein Stil der Schlüssel zu den unendlichen Möglichkeiten der Interpretation. Aber in vielen Fällen gestaltet er auch einfach das Ausgangsmaterial verschiedener Werke radikal um.
Polevas Zyklus mit dem Titel “Numbers” besteht aus 7 Teilen und verwendet nur eine 7-stufige diatonische Tonleiter. Diese Musik spiegelt die spirituelle Erfahrung des Gebets wider, die mystische Gemeinschaft zwischen der Ikone und dem Betenden.
Den Abschluss des Konzerts bilden Werke ihres jüngeren Kollegen Maxim Shalygin, der in seinem Werk Sinnlichkeit, Tiefe und originelle Texturen und Formen verbindet.
Programm:
Viktoria Poleva. Numbers (1996)
Valentyn Silvestrov. Sonate 2 (1975), Kitsch-Musik (1977)
Svyatoslav Lunyov. Mardongs (1992-2005)
Maxim Shalygin. Engel (2020), Gavotte (2010), Etüde “Au vent sur la pointe des pieds” (2019)
Interpret:
Antonii Baryshevskyi – Klavier
Livestream:
Cosmokultur – IM SPIEGEL – Livestream from Atelier Klang und Raum on Vimeo.
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